Vortrag - Vom Fürstenhof zum MEERESMUSEUM
Tag des offenen Denkmals - Vom Fürstenhof zum MEERESMUSEUM
Archäologische Untersuchungen im Stralsunder Dominikanerkloster - Vortrag von Dr. Jörg Ansorge
MEERESMUSEUM | Chor unter dem Finnwal
14. September 2025 | 17 Uhr, Einlass ab 16:30 Uhr
Eintritt: frei | Um Spenden wird gebeten.
Vom Frühjahr 2020 bis März 2023 führten das Landesamt für Kultur und Denkmalpflege M-V (Landesarchäologie) und die Grabungsfirma Archäologie in Mecklenburg-Vorpommern (AIM-V) auf dem Gelände des MEERESMUSEUMs archäologische Untersuchungen durch. Bei den Grabungen im Zuge der Modernisierung des Museums wurde manche außergewöhnliche Entdeckung gemacht.
So stieß das Grabungsteam gleich zu Beginn im Jahr 2020 auf Skelette ungewöhnlich bestatteter Menschen. Viele der Toten waren zu zweit oder dritt in einen Sarg gelegt worden, zum Teil mit abgetrennten Körperteilen. Es stellte sich heraus, dass es sich um ein Gräberfeld nach der Explosion eines Pulverturms in der Stadtmauer beim Tribseer Tor handelte. Das Unglück verwüstete im Jahr 1770 Teile des Marienquartiers und kostete rund 80 Menschen das Leben.
2021 ist bei den Bauarbeiten das Feldsteinfundament einer Vorgängerkirche unter dem Chor der Katharinenkirche entdeckt worden. Diese Kapelle lag vermutlich auf dem Hof des Rügenfürsten, der dieses Gelände auf dem höchsten geografischen Punkt der Hansestadt Stralsund nach einem Brand Dominikanermönchen überließ. Sie gründeten im Jahr 1251 das Katharinenkloster, dessen komplexe Anlage noch heute erhalten ist und vom Deutschen Meeresmuseum und Stralsund Museum genutzt wird. Die im Chor der Katharinenkirche entdeckten Fundamente, die dort nach der Modernisierung für Gäste zu sehen sind, gehören zur ältesten bekannten Kirche Stralsunds.
Im Rahmen des „Tages des offenen Denkmals“ berichtet Grabungsleiter Dr. Jörg Ansorge über viele weitere Entdeckungen im MEERESMUSEUM. Die archäologische Arbeit gestaltete sich hier besonders spannend, da mehrere unbekannte Klostergebäude entdeckt und Hinweise zum Bestattungswesen gefunden wurden.
Dr. rer. nat. Jörg Ansorge, geboren 1965, studierte an der Universität Greifswald Geologie und Paläontologie. 1996 wurde er dort mit seiner Arbeit „Die fossilen Insekten aus dem oberen Lias von Grimmen“ in Paläontologie promoviert. Er arbeitet seit 1994 für das Landesamt für Kultur und Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern (Landesarchäologie) und war bisher bei über 100 Ausgrabungsprojekten in Mecklenburg-Vorpommern als Grabungsleiter beteiligt. Seit 2021 ist er auch für die Grabungsfirma AIM-V (Archäologie in Mecklenburg-Vorpommern GmbH) tätig. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Siedlungsgeschichte der nordostdeutschen Hansestädte sowie die materielle Kultur des 13. bis 19. Jahrhunderts mit den Schwerpunkten Natursteine und mineralische Rohstoffe, Siegelstempel und Pilgerzeichen. Ansorge publizierte über Funde aus den Hansestädten Stralsund, Greifswald, Rostock, Wismar und Stade. Er ist aktiv bei der Erfassung und Dokumentation von Pilgerzeichen auf mittelalterlichen Glocken und Bronzetaufen im norddeutschen Raum.
Sein Interesse gilt zudem den fossilen Insekten des Mesozoikums, der Geologie Mecklenburg-Vorpommern und der Geschiebekunde.
Pressebilder
01 Dr. Jörg Ansorge bei den archäologischen Untersuchungen im Chor der ehemaligen Katharinenkirche, heute Teil des MEERESMUSEUMs, Foto: Anke Neumeister/Deutsches Meeresmuseum
02 Im Sommer 2021 fand das Grabungsteam diesen Schlussstein mit Seestern-Relief, Foto: Anke Neumeister/Deutsches Meeresmuseum